Stefan Moritz Becker, Brooklyn, New York City, 1986

Einleitung

Benjamin Tillig
Leiter, Museum Starnberger See

Stefan Moritz Becker wurde 1958 in München geboren. Er wuchs in Starnberg auf und begann von hier aus seinen Weg als Künstler in die Welt. Er lebte in München, New York, Berlin und kehrte schließlich zurück nach Starnberg. Das spiegelnde Wasser des Starnberger Sees mit den dunkel bewaldeten Ufern und grünen Hügelketten. Dahinter die je nach Wetter erscheinenden oder verschwindenden Berge. Die heimatliche Landschaft prägte Becker – nicht in ihrer Gestalt, sondern vor allem mit ihrem Licht. Föhnlicht nannte der Künstler diese besondere Stimmung.

Das Licht ist zentral in Beckers Kunst. Es ist das verbindende Thema zwischen Malerei, Fotografie und Installationen in seinem Werk. Als Maler, der sich für das Licht begeistert beschrieb sich Becker einmal selbst und bewegte sich gleichzeitig frei über das Malersein hinaus zwischen künstlerischen Materialien und Möglichkeiten. 

Mit 21 Jahren begann er ein Studium der Malerei an der  Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Er lebte und arbeitete jedoch zugleich in München. Nach dem Studium zog er mit einem Stipendium nach New York City. Er lebte und arbeitete in einem Atelier im Stadtteil Brooklyn Williamsburg. Das Sonnenlicht über der Metropole fiel durch die Westfenster bis zum letzten Strahl in seinen Arbeitsraum hinein. Dort entstanden die ersten Raumzeichnungen und Sonnenlichtinstallationen. In ihnen macht Becker den Lauf der Zeit im Raum sichtbar. 

Vier Jahre lebte er in Brooklyn und zog anschließend nach Berlin. Nur ein Jahr später war er wieder in New York und bewohnte diesmal ein Atelier an der Bowery in Manhattan. Die Fenster des alten Backsteinhauses lagen hinter gusseisernen Feuerleitern. Die Schattenlinien der Leitern und Stege zogen buchstäblich durch den Lebensraum des Künstlers und fanden Eingang in seine Werke. 

Nach über 10 Jahren in New York kehrte Becker 1997 nach München zurück. In Werken, Projekten und Ausstellungen verwob er in dieser Zeit seine Beobachtungen des Lichts und seine Erfahrungen in der Malerei. Sammlungen, Installationen und Fotografien entstanden. Bemalte Fensterscheiben, die ganze Ausstellungsräume in farbiges Licht tauchten und weitere Schattenzeichnungen in Zeit und Raum. Mit Beginn der 2000er-Jahre wandte sich Becker wieder intensiv der Leinwand und dem Pigment zu – dem unmittelbaren Handwerkszeug der Malerei.

Aus dieser Zeit stammen die Werke im Zentrum der Ausstellung. Die Farben der Werke entwickelte der Künstler stets aus reinen Pigmenten. Die Farbintensität und Überlagerung der Malebenen setzte Becker auch in dieser Malerei ein, um Kompositionen aus Licht zu schaffen. Die Formen und Strukturen der Bilder ergeben sich aus dem Malprozess. Die Pinselstriche des Künstlers sind auf der Leinwand erkennbar. 

2004 zog Becker zurück nach Starnberg. Er arbeitete an seiner Malerei und realisierte ein ambitioniertes Ausstellungsprojekt mit Künstlerinnen und Künstlern aus der Region. Den Titel dieses Projekts Hotel Daheim fasste Becker nach eigener Aussage noch in New York. In ihm bringt er zwei Gegensätze zusammen, die sein Leben maßgeblich prägten – die Fremde und die Heimat. Er verstarb 2013 mit nur 55 Jahren.