Stunde Null LAB 

Das Stunde Null LAB begann in der Ausstellung Die Frau aus Gips, der es als offenes Forschungslabor gegenübergestellt war. 75 Jahre nach Ende der NS-Herrschaft bildet es den Rahmen für eine wachsende Sammlung von Zeitzeugnissen und Geschichtsfragmenten zur künstlerischen, politischen und gesellschaftlichen Situation nach dem Zweiten Weltkrieg.

Mit dem Zusammenbruch der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft mussten sich nahezu alle Menschen in Deutschland in einer radikal veränderten Welt zurechtfinden. Der Moment des Neubeginns an diesem historischen Tiefpunkt wird als Stunde Null bezeichnet. Doch wann genau war Stunde Null?

Setzte sie mit der Befreiung der Konzentrationslager ein, mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht, erst mit der Gründung der beiden deutschen Staaten oder gar deren Wiedervereinigung vier Jahrzehnte später? Und brachte sie tatsächlich einen neuen Anfang?

Als künstlerische Beschreibung der Stunde Null  steht in der Ausstellung das Gemälde E 112 von Rupprecht Geiger aus dem jahr 1950. Geiger leitete die Entwicklung in seiner Malerei unmittelbar aus seiner Erfahrung einer Stunde Null her.

„Es ist Stunde 0 in Deutschland. Ich gehe in der Theatinerstraße in Richtung Marienplatz vorbei an Schutthalden eingestürzter Häuser. Alles ist leblos, grau, Staub und Asche. – Da vorn ragt aus einem Schuttberg gespenstig, allein noch stehend, als stockwerkshohe Mauerscheibe die Renaissancefassade der Alten Polizei, die beiden seitlich einmündenden Gassen existieren nicht mehr. Plötzlich sehe ich, von rechts aus der Maffeistraße kommend, eine hellrot aufleuchtende Farbspur in leichtem Bogen über die Straße ziehend. Ein Farbsignal vor makabrer Grau-Kulisse, ein noch nie gesehenes Rot. Was ist diese Erscheinung? Ein Ami-Mädchen in leuchtrotem Pullover ist einem Jeep entstiegen und hat schnell laufend die Straße überquert…“ – Rupprecht Geiger

In einer Serie von Essays nähern sich die Historikerin Angela Müller und die Kunsthistorikerin Katja Sebald im Stunde NULL LAB den Umbrüchen und Entwicklungen am Ende der NS-Herrschaft aus regionalen Perspektiven.

Zur Ausstellung Die Frau aus Gips.