Ignaz Günther, Starnberger Heilige, 1755, Foto: Museum Starnberger See

Ignaz Günther
Starnberger Heilige, 1755

Objektart: Skulptur
Inventarnummer: L73/207
Zugang: 1914
Material: Lindenholz, farbig gefasst
Maße: 159,5 cm × 75,5 cm × 47 cm
ausgestellt: ja 

Die Starnberger Heilige ist das wohl berühmteste Kunstwerk der Region um den Starnberger See. Die lebensgroße geschnitzte Skulptur, stilistisch dem süddeutschen Rokoko zuzuordnen, wurde von dem berühmten Bildhauer Ignaz Günther 1755 geschaffen, wie die auf der Rückseite angebrachte Signatur F. J. Gindter.fecit. 1755 zeigt. Günther, geboren 1725, besaß ab 1754 in München eine eigene Werkstatt und gestaltete in Starnberg auch den Hochaltar der Josefskirche.

Die Heilige gehörte von Anfang an zur Sammlung des Museums. Sie ist heute in der an das Lochmannhaus angebauten Kapelle ausgestellt. Neueren Vermutungen zufolge war ihr ursprünglicher Aufstellungsort der Altar der kleinen Kirche St. Peter und Paul in Harkirchen bei Berg. In der unmittelbaren Nachbarschaft, auf dem Gut der Familie von Klenze, wurde die Heilige aufgefunden.

Von der zarten, fast engelsgleichen Figur geht ein besonderer Reiz aus. Die feine Gestaltung des Gesichtes und die meisterhafte Ausführung der Gewandfalten sind typisch für den Künstler. Günther zeigt den schlanken Körper in einer anmutig bewegten Haltung mit vorgestrecktem rechten Bein und kniend auf dem linken. Das reiche, wehende Gewand wird von einem goldenen Mieder zusammengehalten. Da beide Hände fehlen, sind keine Heiligenattribute erhalten, so dass bis vor kurzem die Identifizierung der weiblichen Gestalt ungeklärt war.

Bei einer Untersuchung der Heiligen im Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege 2015 wurde an der Skulptur jedoch eine Öffnung sichtbar gemacht, in der wahrscheinlich der Teil eines Wagenrades angebracht war. Dieses Attribut erlaubt eine Deutung als heilige Katharina von Alexandrien, die als Märtyrin verehrt wurde. Der Legende nach wurde das Rad, ein Folterinstrument, von einem Engel zerbrochen. Eine weitere Katharina von Ignaz Günther befindet sich am Eligiusaltar der Münchner Peterskirche. Sie hält in der rechten Hand ein Schwert. Ob auch die Starnberger Heilige ein Schwert trug, ist unbekannt.